Digitaler Entzug

Digitale Generation – wer gehört da eigentlich zu? Alle, die seit den Neunzigern geboren wurden? Oder gar noch vorher? Ich weiß es nicht, aber ich gehöre wohl dazu.

Langweilige Vorlesung? Da geht der Griff schnell zum Smartphone (Foto: United Soybean Board, flickr.com, CC-BY 2.0)
Langweilige Vorlesung? Da geht der Griff schnell zum Smartphone (Foto: United Soybean Board, flickr.com, CC-BY 2.0)

1995 geboren, bin ich damit aufgewachsen, dass es immer mehr digitale Errungenschaften gab, die in den Haushalt integriert wurden. Ich kann mich nicht mehr an eine Zeit ohne Handys erinnern, hatte aber selbst bis zum Abitur nur eines, was „nur“ telefonieren oder SMS schreiben konnte.

Bis vor zwei Jahren war mein Laptop mein einziges internetfähiges Gerät. Ich bin gut damit klargekommen, dass ich nur zu Hause wirklich erreichbar war. Inzwischen hat sich meine Erreichbarkeit um ein Vielfaches erhöht: Smartphone, Tablet, Laptop – ich bin eigentlich immer und überall zu erreichen. Irgendwie erwartet die Gesellschaft das auch von einem. Freunde, Familie, Universität. Alle wollen möglichst schnell eine Antwort auf Fragen, eine Lösung von einem Problem, eine Bestätigung der Verabredung, was unter keinen Umständen noch fünf Minuten warten kann.

Ich habe mich nun gefragt: Ist es möglich, auch mal ein paar Stunden in der Woche offline zu sein? Meinen Laptop benutze ich in der Regel nur zu Hause, für die Uni habe ich schließlich mein Tablet, was um ein Vielfaches weniger wiegt und alle anderen Funktionen ebenso gut erfüllt. Das Handy ist so gesehen der eigentliche Knackpunkt. Es ist immer angeschaltet und als einziges Gerät nie mehr als ein paar Meter von mir entfernt, denn ich könnte eine der wichtigen Informationen verpassen.

Wie ich versuchte, unerreichbar zu bleiben

Seit dem neuen Semester lasse ich mein Handy während der Vorlesung in der Hosentasche, noch besser im Rucksack, um nicht einmal mitzubekommen, dass es durch kurze Vibration eine Nachricht angekündigt hat. Das Tablet wird in der Regel nur ausgepackt, wenn es für die Vorlesung wichtig ist, sprich ich darauf die Vorlesungsskripte oder behandelten Texte verfolgen kann, ohne immer alles ausdrucken zu müssen. Pro Veranstaltung sind das etwa 90 Minuten. In der Woche habe ich zehn Kurse, unregelmäßig auf die fünf Wochentage verteilt, also 900 Minuten handyfrei. Zusätzlich kommen noch Zeiten zur Vor- und Nachbereitung in der Bibliothek oder zu Hause.

Eine erste Bilanz fällt wie erwartet aus: In langweiligeren Vorlesungen fällt es mir schwerer, eine Nachricht zu ignorieren, als in denen, die mir Spaß machen. Oft siegt der Ehrgeiz, den Versuch durchzuhalten oder die Motivation, alles mitzubekommen, was der Dozent erzählt. Manchmal gewinnt aber auch der innere Schweinehund und ich ziehe das Handy doch aus der Tasche.
Dieses Semester hat noch einige Wochen und ich bin zuversichtlich, dass ich am Ende auch mal einen Tag ganz ohne Handy auskomme. Das wäre vielleicht auch für den anstehenden Trekking-Urlaub in Island von Vorteil, da bleibt das Mobiltelefon nämlich zu Hause.

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