Haben es radikale Gruppierungen heutzutage einfacher?

München, Juni 1942: Ein Flugblatt sorgt für Aufsehen. Ein Appell an das deutsche Volk gegen Hitler und das braune Terrorregime. Fünf weitere Flugblätter und deren Verteilung im südlichen Deutschland sollen noch folgen.

DenkStätte für die "Weiße Rose" an Ludwig-Maximilians-Universität in München (Foto: Noirin Shirley, flickr.com, CC-BY-NC 2.0)
DenkStätte für die „Weiße Rose“ an Ludwig-Maximilians-Universität in München (Foto: Noirin Shirley, flickr.com, CC-BY-NC 2.0)

Die Idee stammt von der studentischen Widerstandsgruppierung „Weiße Rose“ um Hans und Sophie Scholl sowie Alexander Schmorell. Doch es war ein gefährliches, am Ende todbringendes Unterfangen, sich als Widerstandsorganisation zu treffen, die Flugblätter zu entwerfen und anschließend eigenhändig zu verteilen.
Wäre es der Gruppierung genauso ergangen, hätten sie die technischen und digitalen Möglichkeiten von heute gehabt? Wären Aufrufe über soziale Netzwerke oder Verbreitungen des Gedankengutes über das Internet und andere digitale Medien gefahrenloser und am Ende sogar erfolgreicher gewesen?

PEGIDA – nur ein Beispiel, wie eine kleine Gruppierung von Gleichgesinnten sich Mithilfe der sozialen Netzwerke und Medien im heutigen Zeitalter zu einer großen Bewegung, über die sogar in einigen Ländern diskutiert wird, entwickeln kann. Aus der ehemaligen, geschlossenen Facebook-Gruppe von Lutz Bachmann wurde in kürzester Zeit eine ganze Bewegung, die von Dresden aus immer mehr Anhänger in ganz Deutschland fand. Ohne Facebook und andere soziale Netzwerken ist es kaum vorstellbar, dass sich kurzfristig eine solche Bewegung flächendeckend und unaufhaltsam ausbreitet. Es ist heutzutage also möglich, schnell und unkompliziert seine eigene Meinung kundzutun, sich zu organisieren und damit einen großen Erfolg zu erzielen.

Terrormiliz IS nutzt soziale Netzwerke für ihre Zwecke

Ob das mit PEGIDA unbedingt positiv war, möge dahingestellt sein. Dennoch kann man klar negative Beispiele finden, wenn Gruppierungen die digitale Welt für ihre Ziele nutzen. Man denke nur an die Terrormiliz des Islamischen Staates (IS) und ihre Machenschaften. Organisation und Anwerbung von neuen Anhängern werden gezielt über das World Wide Web gesteuert. So findet man von Schreckensvideos zur Machtdarstellung bis hin zu Anwerbungen von jungen europäischen Frauen eine Menge Informationen zu dieser Gruppierung im Internet.

Diese moderne Art von Marketing soll die verschiedensten Ziel- und Personengruppen ansprechen, die für die Ziele des IS nützlich sind. Es entsteht somit aus dem IS eine viel größere Gefahr, dass er seine Ziele erreicht und sein Machtgebiet ausdehnt, wenn IS-Anhänger die digitale Welt nutzen anstatt ihre Botschaft durch altmodische Flugblätter bekanntzumachen.

An diesem leider erschreckenden Erfolg kann man sehen, wie viel Einfluss Gruppierungen bekommen können, wenn sie gezielt die digitale Welt nutzen. Es ist zu hoffen, dass weniger radikale Gruppen, wie eben die „Weiße Rose“, auch die Macht und Einfachheit der digitalen Welt gezielt nutzen, um damit einen großen Beitrag zur Beibehaltung der Demokratie und des Weltfriedens leisten.

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