Frei, aber nicht ungebunden

Pressefreiheit oder Abhängigkeit: Vier Medienmachende debattieren auf den Jugendmedientagen 2016. Tatjana Tiefenthal zieht ein Resümee einer Podiumsdiskussion. 

Jugendpresse Deutschland / Jonas Walzberg

Wie frei sind die Medien wirklich?

Direkt zu Beginn wird deutlich: Im Vergleich zu anderen Ländern ist die Presse in Deutschland sehr gut aufgestellt. Es gibt keine Barrieren bei der Gründung von Medien. Jeder kann morgen anfangen, Journalistin oder Journalist zu werden.
Aber: „Die Frage ist nicht, wie frei die Presse ist, sondern wie vielfältig“, findet Dirk Benninghoff, Chefredakteur bei der Kommunikationsagentur fischerAppelt.
Dennoch unterliegt man dem „Zwang der Leser“. Journalisten und Journalistinnen haben ein Interesse daran, dass ihre Artikel gelesen werden, haben jedoch keinen Einfluss auf die Einstellung der Menschen. Sie richten sich nach dem, was die Leserinnen und Leser haben möchten.

Leidet die Qualität unter der digitalen Schnelligkeit?

Die Medien befinden sich in einem „Transformationsprozess“; Zeitungen verlagern sich ins Netz und werden digital. Die Wege, Medien zu veröffentlichen, sind vielfältiger geworden. Wir befinden uns in einem goldenen Zeitalter der Informationsvermittlung, dies kann die journalistische Arbeit sowohl erleichtern als auch erschweren. „Man ist aktuell extrem fehleranfällig“, sagt Robert Kuhne, Chefredakteur der Morgenpost Sachsen. Dies liege an der Schnelligkeit, in der Nachrichten produziert und verbreitet werden.

Wie kommt es zu dem Vorwurf der Lügenpresse?

Da jeder ein Medium gründen kann, gibt es „die Presse“ nicht. Vielmehr besteht sie aus vielen verschiedenen Journalistinnen und Journalisten. Die Wahrheit steckt in jedem einzelnen Menschen.
Gesellschaftliche Strömungen nehmen durchaus Einfluss auf die Themen, über die berichtet wird. Eine Einigkeit großer Zeitungen sollte jedoch nicht als Gleichschaltung gewertet werden.
Der Verantwortliche für Kommunikation der Friedrich-Naumann-Stiftung Boris Eichler glaubt, dass einige Menschen sich in einer „Filter-Bubble“ einschließen, durch die sie nur Informationen lassen, die ihrem Weltbild entsprechen. „Lügenpresse zu schreiben, ist eine hervorragende Ausrede, um Medien nicht mehr wahrnehmen zu müssen.“
Der Reporter Hubertus Koch ist jedoch auch davon überzeugt, dass Betroffene oftmals zu wenig befragt werden, obwohl sie so gut zu erreichen sind wie nie zuvor.

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