Einem stummen Schrei endlich Gehör verschafft!

Die JugendPolitikTage schafften eines: Junge Menschen wurden zusammen gebracht, um über ihre Themen zu sprechen. Drei Tage lang haben knapp 450 junge Menschen im Alter von 16 bis 27 Jahren diskutiert, debattiert und einen regen Meinungsaustausch betrieben. Ihre Frage: Was bewegt die Jugend eigentlich und wie kann man ihre Situation, sowie die der nachfolgenden Generationen, entscheidend verbessern. Die JugendPolitikTage haben der Jugend einen Raum gegeben und: Das ist sehr gut so!

Die JugendPolitikTage schafften eines: Junge Menschen wurden zusammen gebracht, um über ihre Themen zu sprechen. Foto: Lucas Bäuml

„Das ist doch alles Kalkül – bald ist schließlich Wahlkampf!“ So oder auch so ähnlich lässt sich in einigen Ecken am Washingtonplatz oder bei einem Bier nach der Veranstaltung Kritik der Teilnehmenden vernehmen. „Eine reine Juso-Veranstaltung“, wird zum Teil geschimpft. Zu erkennen sei dies vor allem an folgenden Punkten: Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend als politische Institution ist Veranstalter (neben der Jugendpresse Deutschland!), Manuela Schwesig ist eine SPD-Politikerin und vor allem sei bald auch wieder Wahlkampf – in Ländern und im Bund.
Natürlich ist bald Wahlkampf! In der Regel sogar alle vier Jahre und ganz oft dazwischen. Natürlich handelt es sich bei einem Ministerium um eine politische Institution. Aber: Politik soll sich auch kümmern und das hat genau dieses Ministerium nun initiiert. An der Spitze jedes Ministeriums steht eine Ministerin oder ein Minister. Aktuell ist dies Manuela Schwesig (SPD), ab Herbst vielleicht ein CDU-Mann oder eine FDP-Frau. Klingt zu banal?

Fest steht, dass sich die Zusammensetzung der Teilnehmer bei den JugendPolitiktagen durchaus kritisieren lässt. So waren es hauptsächlich Schülerinnen und Schüler aus gehobenen Bildungskreisen, die entweder noch am Gymnasium lernen oder dort ihr Abitur gemacht haben. Wo aber sind die restlichen Schulformen vertreten und wie repräsentativ kann eine solche Selektion sein? Gerade Schülerinnen und Schüler an Real- und Hauptschulen, Integrierten Schulen oder sonstigen Formen wollen genau so an der politischen Diskussion teilhaben und ihre Ideen mit einbringen – diese Chance sollte ihnen auch gegeben werden!

Fakt ist: Wenn man über Politik redet, geht das nur mit der Politik. Deshalb ist diese Kritik nur eine Randnotiz einer Veranstaltung, die vor allem eines hervorgebracht hat: Dialoge. Junge Menschen, die Arbeitenden von morgen, haben die Chance erhalten, sich auszutauschen. Wie läuft politische Bildung in Bayern, wie wird sie in Mecklenburg-Vorpommern praktiziert? Wie können bundesweite Standards durchgesetzt werden? Ab 16 Jahren wollen alle wählen – mindestens. Da herrscht fast kompromisslose Einigkeit. Was funktioniert aktuell gut bei der Inklusion? Welche Herausforderungen ergeben sich für die arbeitende Gesellschaft von morgen auf dem Arbeitsmarkt, welche Rolle spielt dabei die fortschreitende digitalisierte und globalisierte Welt?

Diese Fragen können nur holzschnittartig zeigen, worum es bei den JugendPolitikTagen gehen sollte. Gleichzeitig beantworten sie damit aber auch, was in drei Tagen geleistet wurde: Junge Menschen in einen Dialog zu bringen. Damit wurde eine Grundlage geschaffen. Inwiefern diese nun Berücksichtigung in der Bundespolitik findet, bleibt abzuwarten. Schließlich sind Manuela Schwesig und ihr Ministerium zwar für die Jugend zuständig, doch Themen wie Bildung oder Wahlrecht fallen zum Großteil in andere Ressorts. Doch dass es dort eine Verknüpfung gibt, bestätigte Schwesigs parlamentarische Staatssekretärin Caren Marks am Sonntag auf dem Abschlusspodium der Veranstaltung. In einem Interview mit politikorange gab sie an, dass mehr als die Hälfte der aufgestellten Forderungen verwirklicht werden können. Und glaubt man den Aussagen vom Referatsleiter Rainer Wiebusch, so sollen diese JugendPolitikTage nicht die ersten und letzten gewesen sein – eine Fortsetzung, in welcher Form auch immer, scheint geplant zu sein.

So fuhren viele der Teilnehmenden am Sonntagnachmittag wieder in ihre Heimaten. Sie tragen ihre Erkenntnisse, Erfahrungen und Ideen nun vom Washingtonplatz, über den Berliner Hauptbahnhof direkt bis in ihre Städte. Auch dort vor Ort wird das Interesse an den relevanten Themen groß sein und viele Forderungen Anklang finden.

Liebes Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Sie haben mit einer Frage – „Was bewegt euch?“ – der Jugend eine Stimme gegeben, die an Lautstärke nicht zu überhören war. Machen Sie etwas damit! Auch Frau Barley und ihr Team ist von nun an gefordert! Denn die Stimme, sie wird noch lauter und am Ende wird sie schreien. 450 junge Menschen haben in Berlin gezeigt, was sie mit sich selbst, ihrer Generation und einem sich wandelnden Land vorhaben – jetzt gilt es, ihre Antworten spürbar politisch umzusetzen. Schließlich werden sie die nächsten Jahrzehnte maßgeblich am Funktionieren des Staates beteiligt sein, der mit den JugendPolitikTagen angefangen hat, einen Schritt in die richtige Richtung zu gehen. Weiter so! Denn ansonsten würde sich diese Skepsis der Teilnehmenden, ihre Stimme werde zwar gehört, aber dennoch nicht berücksichtigt, verwirklichen und das liegt ja sicher nicht im Sinn aller Beteiligten.

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