Was wollen junge Menschen in und von der Großstadt?

Wofür können Dachflächen genutzt werden? Brauchen wir in Zukunft überhaupt noch Bibliotheken? Diese und weitere Fragen stellen sich die Teilnehmenden des Workshops zu Bedürfnissen Jugendlicher in der Großstadt. Lea Keßler hat mitgeschrieben.

In kleineren Gruppen werden kreative Ideen gesammelt und diskutiert. Foto: Laura Lubahn

Anna von Bernegg vom Urban Catalyst Studio leitet den Workshop zum Thema Grundbedürfnisse, Durchschnitts-und Traumausstattung einer Großstadt und betont dabei die Notwendigkeit umzudenken: Neubau ist häufig nicht zielführend, eher sollte die Chance genutzt werden, bereits bestehende Räume umzufunktionieren oder neu zu erfinden.

In ihrem Eingangsstatement zeigt sie anhand von sehr konkreten Beispielen, wie dies gelingen kann und welche Arten von Brachflächennutzung in der Stadt vorstellbar sind.

Einer dieser Orte ist der Mellowpark Berlin, welcher sich von einer Ansammlung selbstgebauter Rampen auf einer Wiese zum größten Skate- und BMX-Park Europas entwickelte. Denn die Jugendlichen bekamen nach einem Umzug in einen anderen Berliner Stadtteil von der Landesregierung eine größere Fläche zur Nutzung. Die Gestaltung des neuen Geländes stellte die jungen Menschen vor die große Herausforderung, die Interessen vieler unterschiedlicher Gruppen unter einen Hut zu bringen. Die Anwohner und Anwohnerinnen wünschen sich natürlich, dass es ruhig in der Nachbarschaft zugeht, die Autofahrer und Autofahrerinnen vermissen ihre Parkplätze auf der Brache, während die Skaterinnen und Skater von der Errichtung eines Olympia-Standortes träumen. Durch ein hohes Maß an Eigeninitiative, finanzielle Unterstützung durch Firmen und eine ausgeprägte „Kultur des Machens“ entsteht schließlich ein einzigartiges Gelände, welches von ständigem Wandel und gemeinschaftlicher Zusammenarbeit geprägt ist.

Was passiert aber, wenn keine angemessene Brachfläche für ein Projekt gefunden werden kann? Die Gruppe „Platz.Projekt.“ in Hannover findet einen Parkplatz im dezentral gelegenen Industriegebiet. Sie zeigt dadurch auch, dass im Stadtzentrum ein Mangel an Freiraum besteht. Auf dem Areal entsteht eine Mini-Stadt. Diese besteht aus kleinen, in ausgedienten Frachtcontainern angesiedelten Start-Ups und lebt von der Unfertigkeit des Projektes. Letzteres ist laut Bernegg äußerst wichtig, da sich das Projekt dadurch mit den teilnehmenden Personen weiterentwickeln kann. Ein weiterer zentraler Aspekt der gemeinsamen Raumnutzung sei die Möglichkeit, voneinander zu lernen. Jemand weiß vielleicht, wie man Rohre verlegt, ein Anderer kennt sich mit dem Schreinerhandwerk aus und bringt es seinen Mitmenschen bei.

Die Jugendlichen denken frei und quer

Städte sollten sich aus Sicht der Jugendlichen an die Digitalisierung des Alltags anpassen. Dazu gehören auch Bibliotheken. Damit sie weiter bestehen können und für die Bürgerinnen und Bürger von Nutzen sind, sollten sie mit WLAN ausgestattet sein und beispielsweise auch Gruppenräume für gemeinschaftliches Arbeiten zur Verfügung stellen. Allgemein sei es in der digitalisierten Welt notwendig, dass im öffentlichen Raum Internet und Aufladungsmöglichkeiten für mobile Endgeräte entstehen.

Zum Ausruhen und Erholen wünschen die Teilnehmenden sich mehr Sitzgelegenheiten und Grünflächen, welche in der engen Stadt beispielsweise auch auf Dächern entstehen können. Gleichzeitig kann von dort die großstädtische Aussicht genossen werden.

Des Weiteren entsteht der Wunsch nach der Bereitstellung von Brachflächen ohne Zweck und Nutzen, in denen junge Menschen kreativ experimentieren möchten: „Jugendliche benötigen unbedingt Freiräume in ihrer Großstadt, welche sie selbst beeinflussen können, um sich auszuprobieren und austoben zu können“, sagt Myriel Mathez.

Auch wenn über Details äußerst heftig debattiert wird, sind sich die Jugendlichen in einem Punkt einig: Ohne Gestaltungsfreiräume in der Großstadt können junge Menschen sich nicht ausreichend entfalten.

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