Wie sieht unsere Zukunft aus? – Die ZukunftsTour in Bremen

Leben wir in Zukunft noch auf der Erde oder sind die Folgen des Klimawandels, der Ausbeutung unseres Planeten zu stark für die Menschheit? Die ZukunftsTour gibt Anreize für Nachhaltigkeit. Am 25. Juni war der Auftakt der Veranstaltungsreihe in Bremen. politikorange-Redakteurin Melanie Lal war für euch dabei.

Nach dem französischen Philosophen Claude Lefort ist die Besonderheit der Demokratie, dass ihr geschichtlicher Ablauf nicht vorbestimmt ist. Wir Menschen können demnach durch unsere Taten und unser Verhalten den Geschichtsverlauf verändern. Und unsere Welt braucht Veränderung: Die Würde des Menschen und die allgemeinen Menschenrechte müssen auch global gesichert werden.

Die Erde ist unsere Lebensgrundlage, wir sollten sie bewahren und nachhaltig nutzen. Deswegen braucht Wirtschaftswachstum die Verknüpfung mit der Nachhaltigkeit. Frieden und Sicherheit sollten unsere Ziele werden. Wir haben die Pflicht, Glaubens- und Religionsfreiheit und kulturelle Vielfalt zu respektieren und zu schützen. Das neue Wissen der Technik, des Internets, der Digitalisierung sollte zum transformativen Wandel genutzt werden. Globale Partnerschaften müssen geknüpft, Freundschaften aufgebaut werden. Diese Handlungsfelder sind elementare Inhalte der Zukunftscharta.

Der Hintergrund

Im September diesen Jahres soll in New York bei einem Treffen der Vereinten Nationen Ziele für nachhaltige Entwicklung verabschiedet werden. Diesen sollen von den Industrieländern mit unterzeichnet werden, also auch von Deutschland. In Vorbereitung darauf startete das Bundesministerium wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Bundesentwicklungsminister Gerd Müller den Dialogprozess „Zukunftscharta EINEWELT – Unsere Verantwortung“. In dieser Charta sind Ziele in Anlehnung an das geplante Treffen in New York festgehalten.

Jetzt geht die Zukunftscharta auf ZukunftsTour, denn jeden geht die Umwelt etwas an. Der Dialog soll in die Bundesländer getragen werden. Am 25. Juni war in Bremen der Auftakt, und zusammen mit der Charta tourt auch Mitinitiator Müller durch jedes Bundesland.

Die Politikarena im Bremer Rathaus

Der Höhepunkt der ZukunftsTour in Bremen war die „Politikarena“, eine Podiumsdiskussion im Bremer Rathaus, die für alle Bremer Bürger*innen offen war. Auf dem Podium diskutierten Gertraud Gauer-Süß (Geschäftsführerin vom Bremer Informationszentrum für Menschenrechte und Entwicklung), Otto Lamotte (Geschäftsführer der Henry Lamotte Oils GmbH), Fritz A. Grobien (Immediate Past President der Bremer Baumwollbörse), Christian Bruns (Leiter der Europaabteilung im Bremer Rathaus) und der Bundesentwicklungsminister Gerd Müller dabei. Moderiert wurde die Diskussion von Frank Capellan (Deutschlandradio).

„Ist der Anzug, den sie tragen aus nachhaltiger Textilproduktion?“

Das war die erste Frage, die Müller beantworten musste (und bejahte). Grobien merkte an, dass ein „Auskommen mit der Baumwollproduktion gewährleistet sein muss“. Die Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg und Nachhaltigkeit sei also von existentieller Bedeutung, auch für die Baumwollplantagen selbst. Für Müller liegt der Schlüssel für einen fairen Handel in globalen Partnerschaften: „Ich wünsche mir, dass jede Stadt, jede Klinik eine Partnerschaft mit einer afrikanischen Klinik schließt.“ Zudem müsse sichergestellt sein, dass das Geld, dass man zum Beispiel für eine Hose bezahle, auch am Ende der Kette ankommt. Jeder nehme sich ein Stück des großen runden Geldstücks, die Verhältnisse seinen meist jedoch nicht stimmig.

Die Umweltsiegel

Momentan gäbe es laut Gauer-Süß verschiedene Stakeholder: Menschen in Entwicklungsländern, Regierungen und Firmen, die betroffen sein könnten und mitreden wollen. Sie befürwortete die Idee der Bündnisse, zugleich müssten Nichtregierungsorganisationen den Prozess begleiten. Leider sei der Nachhaligkeitsgedanke noch nicht vollständig beim Konsumenten angekommen. Gerade bei jungen Menschen gäbe es noch viel Irritation, wie die BIZ-Geschäftsführerin einwarf. Klare Pläne seien von Nöten, der Arbeits- und Gesundheitsschutz brauche Verbesserungen. Sie plädierte für mehr Transparenz und kritisierte Bio- und Fairtrade-Siegel. „Der Verbraucher ist von den Siegeln überfordert“, so Gauer-Süß. Otto Lamotte dagegen ist von ihnen überzeugt: „Wir können uns auf die Siegel verlassen. Die Industrie ist auf einem guten Weg.“

Wahrscheinlich haben beide etwas Recht, die fehlende Transparenz in Belangen der Umweltpolitik erschwert der Gesellschaft jedoch die Orientierung im globalisierten Konsum. Bundesminister Müller lobte die großen Lebensmittelkonzerne, da sie bereits hohe freiwillige Standards einhielten. Einige Nichtregierungsorganisationen und Aktivist*innen sehen das anders.

Angebot und Nachfrage

Christian Bruns, Leiter der Europaleitung, sprach sich ebenfalls für die Transparenz und Sensibilisierung der Öffentlichkeit aus. Neben den Siegeln könnte es zum Beispiel ab nächsten Jahres einen „European Fair Trade Award“ geben. Dieser Gedanke gefiel allen Diskussionsgästen. Er gab zu bedenken, dass Angebot und Nachfrage auf dem Fair-Trade-Markt noch nicht funktionieren: Anbieter sagen, es gäbe zu wenig Nachfrage; die Konsumenten beklagen das geringe Angebot.

Fazit

Die Werte für eine nachhaltige Politik kristallisierten sich während der Diskussion klar heraus. Gleichwohl wurden auch die Spannungsfelder angesprochen, beispielsweise der Zusammenhang von Wirtschaftswachstum und fairem Handel oder die Problematik der Umweltsiegel. Gesprächsbedarf besteht weiterhin, gerade in Hinsicht auf die Einhaltung der Abkommen.
Es ist ein umweltbewusstes Umdenken in Politik und Zivilgesellschaft erforderlich. Diese Umdenken entsteht über einen transparenten, informativen Prozess. Die ZukunftsTour gibt dabei einen Anreiz und fördert den Dialog. Hoffentlich nicht nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Die nächsten Städte, in denen die ZukunftsTour Halt macht:

3. September 2015: Magdeburg
4. September 2015: Hamburg
16. September 2015: Potsdam

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