Die Misere mit „Studio71“

Zum Thema „What’s up YouTube?“ sollte Ronald Horstmann, Geschäftsführer von „Studio71“, auf der Media Convention Berlin ein Panel abhalten. Nur leider wurde es erneut eine reine Werbeveranstaltung für das Multichannel Network. Die gleiche Beweihräucherung fand im vergangenen Jahr auf dem Medienforum Mittweida schon einmal statt, beobachtet Philine Ludwig.

Was sind Multichannel Networks?

Sogenannte MCNs sind klassische Unternehmen, welche YouTubern beim Marketing, redaktionell oder – was sehr häufig ist – bei grafischen Elementen unter die Arme greifen. Neben „Studio71“ gibt es beispielsweise noch „Mediakraft“. Durch den Streit zwischen Simon Unge, damals auf YouTube „ungespielt“, und Mediakraft wurde die Rolle von Multichannel Networks kritischer diskutiert. Besonders wurde das Brüsten mit den beliebten Kanälen und die geringe Hilfeleistung der Netzwerke seitens der YouTuber kritisiert. Steven Schuto von den „Space Frogs“ beanstandete gegenüber Broadmark, dass der Netzwerk-Gedanke verloren gegangen sei. Nach Simon Unge verließen 2015 weitere große Stars der Szene das MCN, beispielsweise „LeFloid“ oder auch „ApeCrime“.

„What’s up YouTube?“

Viel kann von der Media Convention Berlin nicht berichtet werden. Die einzig spannende Information: 400 Stunden Inhalte werden pro Minute auf YouTube weltweit hochgeladen – interessant, aber nicht neu. Laut Statista stagniert diese Zahl nun schon seit 2015. Selbst 2014 waren es schon 300 Stunden pro Minute. Solch eine Zahl in seinen Vortrag einzubauen, um damit zu beeindrucken, ist vor einem fachkundigen Publikum naiv. Wirklich neu wäre die Information, wie viele Minuten oder schon Stunden von den YouTubern hochgeladen werden, welche bei „Studio71“ unter Vertrag sind.

ProSieben auf YouTube

Da „Studio71“ aus dem ProSieben Sat1 Konzern entstanden ist, musste natürlich auch auf die eigenen YouTube-Kanäle eingegangen werden: Nackte Haut, Küsse und Dekolletés – daraus bestehen die Thumbnails der am häufigsten geklickten Videos etwa auf dem YouTube-Kanal von Taff. Gerade bei der re:publica, wo Frauenrechte, Gleichstellung und die Diskussion um Diversität jedes Jahr präsent sind, empfinde ich den Vortrag als – gelinde gesagt – chauvinistisch.

Doch noch ein Lob

Überzeugen konnte der Vortrag Cyanide & Happiness: Der YouTube-Kanal „ExplosmEntertainment“ ist ebenfalls bei „Studio71“ und macht seit 2010 kurze, schwarz humorige Videos, welche für eine breite Masse sehr unterhaltsam sind. An große Kanäle kam „Studio71“ zuletzt weniger durch ihre Arbeit, sondern vor allem durch den Kauf von „Collective Digital Studio“, einem amerikanisches MCN.

Schade, dass Multichannel Networks anscheinend noch immer in der Pubertät sind. Statt anzugeben, wäre es gerade auf der re:publica oder Media Convention Berlin an der Zeit, sich auch mal kritisch mit sich selbst zu beschäftigen.

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