Vier Wege, Handynutzung nachhaltiger zu gestalten

Die Kurzlebigkeit von Handys bringt Probleme mit sich. Was ist mit Ressourceneffizienz? Umweltschutz? Nachhaltigkeit? Auf der Zukunftstour diskutieren Schüler*innen diese Stichworte und suchen Wege, sie in die Realität umzusetzen.

Jaya Bowry und Maurizia Magro bei der Zukunftstour Mainz / Foto: Nathalie Bockelt
Jaya Bowry und Maurizia Magro bei der Zukunftstour Mainz / Foto: Nathalie Bockelt

Wer kennt das nicht: Man hat sich zwar erst vor einem Jahr das neue Handy gekauft, aber es tut nicht mehr, wie es soll. Es ist zu langsam, es unterstützt eine neue Technologie nicht und der Speicherplatz ist wirklich nicht ausreichend. Ein neues Gerät muss her.

Handyrecycling ist regelmäßig ein großes Thema auf der Zukunfstour.
„Nachhaltigkeit. Ist das wirklich nötig?“ fragt in Mainz das rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerium. Jugendliche im Mittelstufenalter finden sich in Gruppen und sammeln Vorschläge zur nachhaltigen Handynutzung. Wir stellen euch die besten Vorschläge vor und haben dazu Expertinnen befragt.

1. Pfand bei Handykauf

Handys könnte man, ähnlich wie Flaschen, mit einem Pfand versehen, das man erstattet bekommt, wenn man das Handy zurückgibt, wenn man es nicht mehr möchte. Die Händler wären dann verpflichtet, die Geräte fachgerecht zu entsorgen. 100 Euro pro Handy, so lautet der Vorschlag.

„Kriege ich das Geld wirklich zurück, wenn ich das Handy zurückgebe? Was passiert, wenn mein Händler pleite geht?“, fragt Max, 15 Jahre alt. Die Frage ist berechtigt. Aber wer Handypfand fordert, wird von einer vergleichsweise starken Lobby unterstützt: Im Jahr 2012 forderte der Sachverständigenrat für Umweltfragen ein Handypfand zwischen 30 und 100 Euro pro Gerät in der Hoffnung, dass sich damit die Rücklaufquoten deutlich erhöhen würden. Auch Jaya Bowry, wissenschaftliche Mitarbeiterin beim Institut für nachhaltiges Wirtschaften Faktor10, hält den Vorschlag für realistisch: „Je höher der Pfand, desto höher der Anreiz.“
Bowry und ihre Kolleginnen Lena Beck und Maurizia Magro repräsentieren das Netzwerk BilRess auf der Zukunftstour Mainz. Bilress ist ein Zusammenschluss einiger Think-Tanks, die sich auf nachhaltiges Wirtschaften spezialisiert haben, und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Ressourcenschonung stärker im deutschen Bildungssystem zu verankern.

2. Gesetzliche Mindestvertragsdauer

Was ist mit Mindestvertragsdauern für die Handynutzung? Teilweise gibt es das schon, denn Handyverträge haben immer eine Mindestdauer. Die Idee der Schüler*innen unterscheidet sich vom Status Quo aber dahingehend, dass sie für alle Handys gelten soll, also nicht nur für Vertragshandys. Außerdem müsse man Strafe zahlen, wenn man sich ein neues Handy kauft, bevor man die Mindestvertragsdauer des alten Handys von zwei oder drei Jahren abgewartet hat. Damit sich jeder daran hält, soll das neue Handy doppelt so teuer sein. Die Hoffnung ist, dass sich niemand mehr ein neues Handy kauft, während das alte noch benutzbar ist.

„Der Gebrauchtmarkt würde zusammenbrechen“, fürchtet der 14-jährige Moritz. Auch der Markt für Prepaid-Handys würde damit verboten werden, stellt Maurizia Magro, Forschungsassistentin beim Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung, fest. Denn so eine Regelung könne nur dann funktionieren, wenn sie für alle Handys gelte. Und der Verschleiß sei von Gerät zu Gerät sehr unterschiedlich: Manche Handys halten ohne Probleme zwei Jahre lang, andere möglicherweise nicht. Fazit: „Eher schwierig.“

3. Tauschapp

Wie wäre es mit einer Tauschapp? So wie „Kleiderkreisel“ oder „Swap your Stuff“ – das sind Plattformen im Internet, auf denen man Dinge, die man nicht mehr haben möchte, online zur Verfügung stellen und gegen die angebotenen Dinge anderer User eintauschen kann. „Coole Idee“, findet der 13-jährige Yan. „Unpraktisch“, findet Bowry. Ihrer Expertenmeinung zufolge belegen Studien, dass Tauschplattformen nicht gut funktionieren, da sich diese schnell zu Kaufplattformen verwandeln. Der deutsche Internetbenutzer tauscht offenbar nicht gerne, sondern verkauft und kauft lieber. Außerdem sei Tauschen wegen der aufwändigen Logistik nicht zwingend ressourceneffizient.

4. Handyrecyclingautomat

In den USA gibt es sie schon: Automaten, die gebrauchte Handys annehmen und dafür Geld zurückgeben. Die kalifornische Tech-Firma EcoATM – auf Deutsch ungefähr „ökologischer Geldautomat“ – betreibt inzwischen etwa 1000 dieser Geräte in dn Vereinigten Staaten (http://www.chip.de/news/Recycling-Automat-kauft-alte-Smartphones-ab_60182360.html). Glaubt man Lena Beck, wissenschaftliche Mitarbeiter bei Faktor10, geht dieser Ansatz am Kernproblem vorbei: Je einfacher die fachgerechte Entsorgung ist, desto mehr Verbraucher halten sich an sie. Sinnvoll seien also nicht vergleichsweise wenige Rückgabemöglichkeiten, egal wie attraktiv sie sind. Sondern wer Handyrecycling fördern möchte, soll für sehr viele Entsorgungsmöglichkeiten sorgen, auch wenn es kein Geld zurück gibt. Das, da ist sich Beck sicher, würde reichen, um Handyrecycling beliebter zu machen.

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